Familienforschung
Sachsen - Brandenburg - Schlesien

Die Geschichte der
Herrschaft Kolzig in Niederschlesien

Berufsgenealoge Dirk Habermann

Landkarten aus dem
Verlag Schreiber - Leipzig um 1730









Einleitung
Herrschaft
Kirchen
Kolzig
Lipke
Grünwald
Jeschane
Karsch Vorwerk
Glashütte
Schlabrendorf
Otterstädt
Neuvorwerk
Seetannhaus
Kontakt

Kirchen


Den vielleicht ältesten Hinweis auf eine geistliche Niederlassung in Kolzig liefern Elfriede Ardelt und Johannes Otto in ihrem Buch 'Kolzig'. So soll die herrschaftliche Brennerei ehemals ein Gebäude eines Klosters, vermutlich der Zisterzienser, gewesen sein. Dazu gehörte ein Weinberg auf dem Estherleinberg, auf welchem sich eine Ruine eines Weinhauses befunden haben soll. Auch verschiedene Flurnamen enthalten Hinweise auf eine ehemalige Zugehörigkeit zu einem Kloster. Die Zisterziensermönche sind bekannt für die Kultivierung sumpfiger waldreicher Gebiete, so wie Kolzig eins gewesen ist.

Über das Alter der katholischen Kirche in Kolzig lässt es sich nur spekulieren. Waren tatsächlich Zisterzienser vor Ort, könnte die Gründung dieser Kirche durch diese erfolgt sein. Laut dem Buch 'Unruhstadt und Karge' von Stefan Petriuk soll die katholische Kirche von Kolzig bereits im 13. Jahrhundert existiert haben. Allerdings ist Kolzig unter den Pfarrorten in der Urkunde von Avignon von 1376 nicht verzeichnet. Der Autor Stefan Petriuk führt in seiner neuesten Veröffentlichung mehrere Urkunden ab 1433 an, nach denen die Kirche 1431 bereits vorhanden war. Dorfpfarrer war zu der Zeit ein gewisser Andreas, 1497 ein gewisser Paul und bis 1513 ein gewisser Simon.

Schon bald nach ihrer Entstehung dürfte die Lutherische Lehre auch in Kolzig Einzug gehalten haben, denn im benachbarten Schlawa wurde die neue Lehre um 1524 durch Hans von Rechenberg eingeführt. Hans von Rechenberg war einerseits ein Freund Martin Luthers und andererseits ein Verwandter der Familie von Kottwitz auf Kolzig. Der älteste bekannte evangelische Pfarrer von Kolzig war Michael Scultetus aus Lawaldau. Er versah seinen Dienst von 1582 bis 1606. Ihm folgten 1606 Bartholomaeus Rösler aus Glogau und von 1653 bis 1654 Michael Rosenberg aus Milzig. Die lutherischen Pfarrer der Hauptkirche Kolzig bedienten auch weit über 100 Jahre die Filialkirche in Kontopp.

Zu dieser Zeit wurde die vom böhmischen Kernland ausgehende Gegenreformation immer stärker. 1654 zog die sogenannte heilige Kommission in Kolzig ein. Die evangelische Kirche wurde geschlossen und der Pfarrer Michael Rosenberg war zum Fortgang gezwungen. Die Kirche gelangte wieder in katholische Hand. Von der Zeit an mussten die evangelischen Bewohner von Kolzig weite Wege auf sich nehmen, um in den Kirchen von Karge und Wollstein im benachbarten Polen den Gottesdiensten beizuwohnen und kirchliche Handlungen vornehmen zu lassen.

Soweit die bekannte Version von dem Ende der evangelischen Gemeinde auf dem Gebiet der Herrschaft Kolzig. Doch es gibt Belege dafür, dass sich noch 1659 ein evangelischer Pfarrer in Kolzig befunden hat und der Freiherr Johann Christoph von Kittlitz 1662 oder zuvor eine evangelische Kirche in Grünwald errichten ließ, wo derselbe noch 1664 den evangelischen Pfarrer Michael Rosenberg hielt und samt Weib und Kind eine Zuflucht gab.

Die ursprünglich katholische, später evangelische Kirche von Kolzig, muss mindestens seit 1719 wieder mit einem katholischen Pfarrer besetzt gewesen sein, da ab dem Jahr eigene Kirchenbücher geführt wurden. Zum katholischen Kirchspiel Kolzig gehörten ursprünglich Kolzig, Lipke, Grünwald, Jeschane, Karsch Vorwerk und seit ihrer Gründung noch die Orte Glashütte, Schlabrendorf, Otterstädt, Neuvorwerk und Seetannhaus.

Im Jahre 1758 brannte die katholische Kirche nieder, nachdem in einem herrschaftlichen Haus Feuer ausgebrochen war. Im Verlaufe des Schlesischen Krieges fielen 1759 Russen und Kosaken plündernd und drangsalierend über Kolzig her, so dass der katholische Pfarrer Gottfried Bernd zusammen mit dem Grundherren und einem Teil der katholischen Gemeinde nach Schussenze in Polen flüchtete. Von dort kehrte der Pfarrer mit seiner Gemeinde 1763 endgültig zurück. Die abgebrannte Kirche wurde im Jahre 1764 wieder aufgebaut. Weitere Pfarrer waren 1772 Ignatius Handlos, ab 1795 Franz August Peucker, ab 1839 August Winkelmann, um 1905 Johannes Kollibay, ab 1917 Schultz, ab 1922 Reinhold Thiel und ab 1942 Felix Gallisch.

Für die Evangelischen brachte die preußische übernahme Schlesiens im Jahre 1741 eine Besserung. Ab 1742 hielten sich die evangelischen Kolziger zu dem im selben Jahr errichteten evangelischen Bethaus in Kontopp. Ab 1766 wurde der Gottesdienst von Samuel Friedrich Schreiber auf einem Schüttboden im Schloss Kolzig gehalten. Ihm folgte 1774 Johann Kaspar Deust. 1775 wurde die neu errichtete evangelische Kirche eröffnet. Weitere Prediger waren ab 1790 Karl Gottlob Blümel, 1801 bis 1833 Karl Gottlob Kliche, ab 1856 Christian Wilhelm Traugott Aumann, ab 1891 Pastor Herbrich, ab 1929 Kurt Guthmann und ab 1936 Joachim Hauck.

Zur evangelischen Kirche Kolzig gehörten neben Kolzig, Lipke, Grünwald, Jeschane, Karsch Vorwerk, Glashütte, Schlabrendorf, Otterstädt, Neuvorwerk und Seetannhaus bis zur Eröffnung der evangelischen Kirche im polnischen Schwenten im Jahre 1801 noch die polnischen Orte Kreutz, Ruden und Teile von Schwenten. Ebenso gehörten die evangelischen Bewohner der polnischen Orte Schussenze und Droniki bis zum Jahr 1945 zur evangelischen Kirche Kolzig.




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